Kochi [Cochin]
Von Madurai aus geht es mit dem Auto weiter. Die Stadt ist umgeben von einer Ebene mit Riesfeldern,
Zuckerrohr und Palmen, dann geht es recht schnell in die Berge. Steile Serpentinen führen immer weiter hinauf in die
Kardamon Berge, wir müssen die Gebirgskette überqueren um zur Westküste zu gelangen.
Unterwegs legen wir einige Stopps ein, um uns die zahlreichen Teeplantagen in der Gebirgslandschaft anzusehen. Unter
anderem halten wir auch im Munnar an, der zentrale Ort hier im Hochland. Viele bleiben hier für einige
Tage wegen der schönen Umgebung, der Ort selbst ist allerdings wenig reizvoll. Dies gilt allerdings auch
für die ersten Städte im Bundesstaat Kerala, die wir jenseits der Berge erreichen. Auffällig sind
hier die zahlreichen Moscheen und vor allem Kirchen, in diesem Bundesstaat gibt es neben Goa die meisten Christen Indiens.
Gegen Abend erreichen wir Kochi an der Küste. Der erste Eindruck ist auch hier nicht überwältigend,
Verkehrschaos, Lärm und Dreck wie in jeder indischen Großstadt. Es dauert eine halbe Ewigkeit, den
Weg in das historische Zentrum, das alte Fort Cochin auf einer Halbinsel, zu finden. Dort geht es überraschender
Weise sehr touristisch zu. Entsprechend sind die Unterkünfte entweder voll oder für das gebotene
maßlos überteuert.
Nachdem wir erfolglos einige Gathäuser abgeklappert haben, lassen wir uns an einem kleinen Reisebüro
absetzen. Zu diesem hatte ich vorher schon Kontakt per Mail aufgenommen, um unsere Weiterreise, eine mehrtägige
Autofahrt, zu organisieren. Stanley, der das winzige Büro betreibt, erweist sich nicht nur als ausgesprochen
nett, sondern auch als Mann der Tat. Er greift sofort zum Telefon und es gelingt ihm schließlich, eine
Privatunterkunft aufzutreiben, die unseren Vorstellungen entspricht. Dort sind wir die nästen Tage
sehr nett untergebracht, inklusive familiärem Frühstück, lauschiger Veranda und Moskitonetz,
welches hier wirklich dringend benötigt wird.
Kochi selbst erfreut sich höchster Beliebtheit in der Gunst des Indientouristen, der
hier überwiegend als dauerbekiffter Junghippie daher kommt. Das ist etwas anstrengend. Darüber hinaus
ist die Stadt ganz hübsch, gehört meiner Meinung nach aber nicht zu dem, was man unbedingt in Indien
gesehen haben muss. Schön zu beobachten sind die riesigen Senknetze am Ufer, diese Technik ist wohl ursprünglich
chinesischer Herkunft und wird von mehreren Männern bedient. Heute dient diese Demonstration allerdings eher
als Motiv für die Touristen, ernsthaft gefischt wird hier nicht mehr.
Im Bundesstaat Kerala gilt immer noch ein recht restiktiver Umgang mit Alkohol, auch in Indien gab es lange ein
völliges Alkoholverbot. So haben die wenigsten Lokale eine Ausschankgenehmigung, was dazu führt, dass
in den Rstaurents an der Uferpromenade Bier getarnt in Teekannen serviert wird. Kalt und schmackhaft ist
es nach der Hitze des Tages dennoch. Auch hier haben wir schnell unser Stammlokal, dessen Kellner uns immer
schon von weitem mit dem einzigen Wort seines deutschen Sprachschatzes begrüßt:
"wuuuundorbaaaa"".
Einen Abend verbringen wir bei einer Aufführung des klassischen Kathakali-Tanzes, eine Sprezialität
der Region. Mit Frabe und Pappmaschee erhalten die Tänzer fantasievolle Masken und geben Episoden aus
dem hinduistischen Epos Ramayana. Die Begleitmusik ist für unsere Ohren etwas schräg und eintönig,
die Darbietung ist aber ansonsten sehr sehenswert. Sechs Jahre dauert die Ausbildung der Tänzer,
die Bewegung einzelner Gesichtsmuskeln oder auch nur der Augen ein unglaubliches Spektrum an
Gefühlszuständen darstellen können.
Motivation für den Besuch Kochis war hauptsächlich, von hier aus eine Tour in die Backwaters zu unternehmen. Dabei handelt es sich um eine Wasserlandschaft aus Lagunen, Flüssen und Kanälen, die mit großer Ausdehnung das Hinterland der Küste durchzieht.