Mudumalai Nationalpark
Um sechs Uhr ist Aufstehen angesagt, es liegt eine längere Tagesetappe
vor uns und wir wollen zeitig aufbrechen. Pünktlich kommt unser Fahrer David, mit dem wir die kommenden
drei Tage und für fast 1000 Kilometer unterwegs sein werden. Wieder fahren wir mit einem Ambassador,
der aber in diesem Fall ausnahmsweise sehr bequem und vorbildlich ausgestattet ist, es gibt sogar
bemerkenswerte Dinge wie Außenspiegel und Reifenprofil. Noch dazu haben wir mit David einen sehr
netten und vor allem besonnenen Fahrer erwischt, es ist ein Vergnügen mit ihn unterwegs zu sein.
Der Weg führt nicht lange nachdem wir Kochi hinter uns gelassen haben wieder in die Berge. Bis auf 1800 Meter
Höhe müssen wir in die Nigiri Blue Mountains,
landschaftlich ist die Strecke sehr reizvoll und es bieten sich diverse kurze Haltepunkte mit Blick über
die bewaldeten Bergketten an.
Wir erreichen nachmittags den bekannten Bergort Ooty, in dem seinerzeit englische Kolonialbeamte das Klima genossen
und der heute ganz oben in der Gunst indischer Hochzeitspaare liegt. Zunächst hatten wir hier die
Übernachtung nach unserer Tagesetappe vorgesehen, uns dann aber doch noch anderes entschieden. Das war
auch gut so, Ooty als Stadt ist nicht so recht überzeugend, auch wenn die Bergwelt in der Umgebung
sehr schön ist. So legen wir nur eine kurze Rast ein und erfreuen uns an einigen Ausblicken, bevor es
noch weiter geht zum Mudumalai Nationalpark.
Dieser liegt inmitten der Berge, allerdings etliche Höhenmeter unterhalb von Ooty. Auf der Strecke gibt
es noch einen kleinen Zwischenfall, in einem Ort kurz hinter Ooty ist die Durchfahrt gesperrt. Die Polizei
verweist auf eine Ausweichstrecke, die für uns allerdings an die 50 Kilometer auf einer schlechten Piste und
locker eineinhalb Stunden mehr Fahrzeit bedeutet hätte, vor Dunkelheit wären wir dann nicht angekommen.
Die Aussicht erfreut uns nicht recht, zumal wir erfahren, dass die Straßensperre nur wegen irgendwelcher wichtiger Persönlichkeiten,
die hier auf dem Weg nach Ooty erwartet werden, für den Normalverkehr besteht. In einer kleinen Diskussion gelingt
es uns, den Chef der Polizisten davon zu überzeugen, dass wir auch irgendwie sehr wichtige Leute sind,
jedenfalls lässt man uns erstaunlicher Weise dann doch passieren.
So erreichen wir so gerade noch im Tageslicht den Rand des Nationalparks, wo es einige
Lodges zur Übernachtung
gibt. Für die heutigen 340 Kilometer haben wir mit Pausen elf Stunden benötigt, in Indien eine realistische Reisezeit.
Wir finden ein Quartier mit netten Holzhäsern und einem kleinen Restaurant. Hier ist man wirklich in der
"Pampa", rundherum nichts als Stille und Dunkelheit, allenfalls die typischen Geräusche der
Wälder sind zu vernehmen. Das ist ein Genuss, den wir noch eine ganze Weile auf der Veranda vor der Hütte
wirken lassen, obwohl es langsam empfindlich kühl wird.
Am kommenden Morgen heisst es mal wieder sehr früh aufstehen. Wir haben eine Tour durch den Nationalpark
organisiert, mit einem Guide per
Jeep wollen wir zu Sonnenaufgang
dort sein. Es ist unglaublich kalt und wir ziehen alles verfügbare übereinander, trotzdem frösteln
wir hinten auf dem offenen Fahrzeug ganz ordentlich. Im nahegelegenen Dorf auf dem Weg gibt es zum Glück heissen
Kaffee, der die Lebensgeister weckt. Dann geht es weiter über Pisten in den eigentlichen Park. Dieser war noch bis vor
nicht allzu langer Zeit für Touristen gesperrt, da Banditen in der Gegend ihr Unwesen trieben.
Zwischendurch
macht der Fahrer immer wieder Motor und Scheinwerfer aus und wir rollen lautlos bergab, um Tiere nicht zu verscheuchen.
Ab und zu halten wir an, der Guide deutet flüsternd irgendwo in die Büsche. Wir müssen meist dreimal
hinsehen, bevor wir schemenhaft Tiere erkennen können, meist Rehe oder ähnliches.
Landsam geht die Sonne über den Bergen auf und taucht die nebelverhangene Landschaft in goldenes Licht. Alleine
dafür hätte sich der Ausflug schon gelohnt, die Bergwälder und schemenhaft aufragenden Gipfel sind
ein atemberaubender Anblick. Weit und breit ist kein Mensch zu sehen, nur Natur in die wir nach und nach weiter
vordringen. An einigen Stellen steigen wir aus und gehen zu Fuß weiter durch das Dickicht. Unser Guide liest
Fährten und hat den richtigen Riecher, auf einem gegenüberliegenden Hügel entdecken wir eine Herde
wilder Elefanten mit Jungtieren. Diese sind das Highlight unseres Parkbesuchs, wie beobachten sie eine ganze Weile
aus der Ferne. Wir hatten nicht wirklich erwartet, viele Tiere zu Gesicht zu bekommen, erst recht natürlich
nicht die hier noch lebenden Tiger, obwohl... das wäre natürlich der Hammer gewesen. Aber auch so sind
wir zufrieden, eine Elefantenherde sieht man ja auch nicht alle Tage in der Landschaft herumlaufen.
Nach vier Stunden geht es zurück zur Lodge, die Weiterreise steht an. Leider gibt es vorher noch eine Diskussion
in Sachen Bezahlung. Die Tour in den Park müssen wir zusammen mit der Übernachtung zahlen, allerdings
kommen entgegen der detaillierten Absprachen plötzlich noch irgendwelche Kosten dazu, von denen vorher nicht die
Rede war. So etwas passiert uns häufiger, obwohl wir uns gerade im Vorfeld immer um sehr genaue Absprachen
und Preisvereinbarungen bemühen. Es geht es nicht um Riesenbeträge, aber korrekt finden wir das dennoch nicht
und nehmen das auch hier nicht so einfach hin. Wenn wir den Eindruck bekommen, dass bewusst Teile der Kosten verschwiegen
werden und dann nach erbrachter Leistung eine entsprechende Rechnung präsentiert wird, fühlen wir
uns einfach für dumm verkauft. Dieser Argumentation kann sich auch der Hotelier nicht ganz entziehen und gibt
schließlich zähneknirschend nach. Damit tut er sich im Hinblick auf zukünftige Gäste sicher
einen Gefallen, ein wirklicher Schaden entsteht im am Ende durch unser Trinkgeld dann nicht.
Nach diesem Kapitel wartet David schon und wir begeben uns wieder "on
the road" zu unserer nächsten Etappe.