Festas

Festa 1 Auf keinen Fall sollte man den Besuch eines Patronatsfestes versäumen! Zu Ehren des Schutzheiligen der Ortschaft wird ein Fest ausgerichtet, das sich über ein ganzes Wochenende hinzieht. Besonder an Peter und Paul geht es hoch her (Paulus ist der Nationalheilige, er soll auf Malta gestrandet sein, was inzwischen aber widerlegt ist). In den Sommermonaten vergeht kaum ein Wochenende, an dem nicht in irgendeinem Ort feiern angesagt ist.

Ich habe im letzten Urlaub eine Festa in Zejtun besucht. Bei der Ankunft am Nachmittag fiel schon vom weiten das geschmückte Dorf auf, hunderte bunte Fahnen wehten auf den Dächern. Auf dem Weg zur Dorfmitte ging es dann durch üppig geschmückte Strasse und Gassen. Überall Fahnen, Bilder und schaurig-kitschige Heiligenfiguren aus Pappmaschee. Das Fest ging schon 2 Tage, es war Sonntag und somit der letzte, feierlichste Tag. In den Gassen watete ich schon knöcheltief im Konfetti, das immer noch von Kindern von den Dächern geworfen wurde.

Die Blaskapellen der konkurrierenden Bandclubs (der beiden Parteien) marschierten durch die Stadt und verbreiteten schrägen Lärm. Auf dem Hauptplatz des Ortes dann die mit endlosen Lichterketten geschmückte Kirche und die Clubs der Parteien, besonders herausgeputzt und schmucküberladen.

In der Kirche fand zum Abschluss des Festes ein stundenlanges Hochamt statt, das komplette Dorf war versammelt. Dazu kamen Besucher aus den Nachbarstädten, der Bus war bei der Hinfahrt ungewöhnlich überfüllt.
Nach dem Hochamt begann der "Top-Act" jeder Festa: Die Statue des Schutzpatrons wurde aus der Kirche getragen, begleitet von feierlichem Geläut und den Kirchenbesuchern. Die offiziellen Würdenträger, Priester und Parteifunktionäre folgen direkt hinter der Statue, dann die Bandclubs, weiterhin bemüht, die Kirchenglocken mit ihrer Blasmusik zu übertönen. Der Zug macht sich dann auf den Weg einmal rund durch das Dorf.

Zu dem ohnehin schon ohrenbetäubenden Lärm bricht dann das Inferno herein: das berühmte maltesische Bodenfeuerwerk beginnt. Wer das nicht erlebt hat, kann es sich kaum vorstellen. Armdicke Böller lassen einen jedes Mal wieder zusammenzucken, die ganze Stadt speit Feuer und auf den Dächern detonieren die wohl lautesten Feuerwerkskörper überhaupt.
Das Feuerwerk wird von den Clubs in Eigenarbeit hergestellt, Hauptbestandteil ist das Pulver aus tausenden von Schrotpatronen.  Ein Vertreter des TüV würde hier wohl einen Herzinfarkt erleiden, und mich wundert auch, dass nicht laufend irgendwelche Dörfer abbrennen...

Wer das Inferno mit heilem Trommelfell überstanden hat, kann sich dann dem gemütlichen Teil widmen. Der Heilige wird wieder in der Kirche verstaut (bis zum nächsten Jahr...) und dann wird gefeiert bis in die Nacht. Auf dem Kirchplatz sind Imbissbuden aufgebaut, viele typische Spezialitäten findet man überhaupt nur noch auf den Festas.

Die Festa war für mich eins der eindrucksvollsten Erlebnisse auf Malta, das ich sicherlich noch einmal wiederholen werde.

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