1. Tag in St. Petersburg
Der Tag beginnt stressig. Eigentlich sollten wir „rechtzeitig“ geweckt werden. Als dann die Musik in den Abteilen aufgedreht wird, fahren wir schon durch die Vororte von Sankt Petersburg. Die Morgentoilette und der Verzehr der hübschen Frühstückspackete fallen daher aus und Minuten später stehen wir schlaftrunken auf dem Bahnsteig.
Wir werden zum Hotel gefahren, außerhalb direkt am Meer gelegen in einer unvorstellbaren, riesigen Plattenbausiedlung. Das Hotel mit seinen 2000 Zimmern und dezenter Betonklotzarchitektur passt hervorragend in die Umgebung. Wenigstens gibt es erstmal Frühstück.
Auch hier nehmen wir dann an der
organisierten Stadtrundfahrt teil und sehen wieder etliche Highlights
in den nächsten Stunden. Vom Stadtbild ist St. Petersburg
wesentlich schöner als Moskau, die Innenstadt zeigt ein
architektonisch rundes Bild und hat sich in den 300 Jahren seit der
Gründung nicht so sehr verändert, viele Gebäude sind
aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Glücklicherweise wurde die
Hauptstadt nach der Revolution nach Moskau verlegt und die Bausünden
der 60er und 70er Jahre fanden hier nicht statt. Es fällt aber
auch schnell auf, dass hier offensichtlich nicht so viel Geld wie in
Moskau vorhanden ist. Viele Fassaden bröckeln, die Altstadt
scheint insgesamt renovierungsbedürftig. Anlässlich der
300-Jahr-Feier in 2003 wird da jetzt auch kräftig dran
gearbeitet. Für uns schade, da viele Pälaste, Kirchen und
sehenswerte Gebäude hinter Gerüsten versteckt sind, für
die Zukunft aber sicher eine gute Sache.
Gemessen
an 5 Millionen Einwohnern und im Vergleich zu Moskau wirkt St.
Petersburg beschaulicher, ruhiger und schon fast kleinstädtisch.
Allerdings tritt hier auch die Armut stärker zu Tage,
Strassenkinder, Bettler und fliegende Händler sind rund um die
Sehenswürdigkeiten in Scharen anzutreffen.
Die
Metro ist auch hier klasse, die Stationen liegen noch tiefer als in
Moskau, wegen des Newa-Deltas und des sumpfigen Bodens bis zu 120 m
unter der Erde. Da heisst es erstmal lange Rolltreppe fahren.
2. Tag St. Petersburg
Wir
fahren früh morgens mit dem Bus in die Stadt, was zwar ewig
dauert, dafür sieht man das ein oder andere. Im Zentrum laufen
wir als erstes zum Winterpalast. Der riesige Schloßplatz ist
leider auch eine einzige Baustelle. Die Eremitage besuchen wir
angesichts der Warteschlange doch nicht, dafür wäre wohl
auch mindestens ein halber Tag einzuplanen.
Wir
spazieren wieder über den Newskij-Prospekt, die größte
Straße im Zentrum und Flaniermeile der Stadt. Dort finden wir
in einer Seitenstraße ein nettes Cafe, wo zig Sorten
wohlschmeckender Kaffee gereicht werden. Wir waren ansonsten schon
auf Tee umgestiegen, weil im Hotel lediglich braune Brühe
angeboten wird.
Am
Prospekt besuchen wir noch ein schönes Jugendstil-Kaufhaus,
erinnert etwas an Paris.
Am Nachmittag fahren wir nach Puschkin, dem ehemaligen Zarendorf. Da gibt es den riesigen Katharinenpalast. Das Schloß ist der helle Wahnsinn. Alles wurde aufwendig restauriert, nachdem das Schloß im 2. Weltkrieg in Schutt und Asche gelegt wurde. Auch das Bernsteinzimmer, seit dem bekanntlich verschollen, ist mittlerweile wieder fast vollständig hergestellt (zum Stadtjubiläum 2003 wurde es ganz fertig). Alles ist sehr prunkvoll und lässt und staunen.
3. und letzter Tag in St. Petersburg
Am
letzten Tag unternehmen wir eine Bootsfahrt auf den unzähligen
Kanälen. Die Beschreibung sollte es nur auf russisch geben, was
an und für sich nicht so schlimm gewesen wäre. Die
Reiseführerin schnappte sich allerdings sofort nach dem Ablegen
ein Megaphon und fing ohne Punkt und Komma in dröhnender
Lautstärke an zu erzählen. Damit hörte sie dann eine
Stunde lang auch nicht mehr auf. Ob überhaupt einer der
Fahrgäste des Russischen mächtig war, ist nicht bekannt.
Vom
Boot aus bieten sich aber dafür schöne Ausblicke und wir
sehen noch ein Paar ganz andere Ecken der Stadt.
Zu Fuss sehen wir uns später noch die Erlöser-Kathedrale und in der Nähe den ehemaligen Schlossgarten an. Da gibt es neben vielen Skulpturen eine Rentner-Band, die für Stimmung sorgt.
Am
Nachmittag ist dann auch schon Aufbruch angesagt. In der kurzen Zeit
haben wir aber zumindest einen kleinen Einblick bekommen und
vielleicht ein kleines Stück Russland kennengelernt.
St.
Petersburg hat mir insgesamt gut gefallen und ist sicherlich
reizvoller als Moskau. Wenn hier mal alles fertig ist und die
300-Jahr-Feier vorbei, lohnt sich sicher nochmal ein Besuch.