Inle See

Inle, Wasserbüffel Mit Air Mandalay geht es weiter nach Heho. Beim Anblick der Shan-Berge aus dem Flieger bin ich etwas überrascht, wie kahl die Gegend ist, ich hatte eher bewaldete Berge erwartet. Aber Wald gibt's hier wohl schon länger nicht mehr und auch das sonst im Land vorhandene Teakholz wird mächtig dezimiert. Unten angekommen ist es direkt merklich „kühler“ als in Yangon, sehr angenehm.
Vor dem kleinen Flughafen hat sich die „Taxi-Mafia“ postiert, hier hat Taxi-Mama alle Fahrer unter ihren Fittichen und Verhandlungen über den Fahrpreis von 15$ nach Nyaungshwe sind unmöglich. Zum Glück teilen wir uns ein Taxi zu viert, was das ganze erträglich macht. Immerhin dauert die Fahrt auch eine Stunde, obwohl die Strasse einigermaßen in Schuss ist.

In Nyaungshwe ist das Guesthouse meines Vertrauens ausgebucht, es herrscht aber zum Glück kein Mangel an Unterkunftsmöglichkeiten, die alle einen Steinwurf voneinander entfernt liegen. Den Nachmittag nutze ich gleich für eine Kanufahrt durch die diversen Kanäle der Umgebung, inklusive Sonnenuntergang an einem der vielen Klöster mit zwei netten und unterhaltsamen Mönchen.
Zum Abendessen verzichte ich auf die überall angebotenen italienischen Nudelgerichte und entscheide statt dessen für Shan-Küche mit Fisch, die sich als leider recht geschmacksneutral erweist. Ansonsten gibt's Pancakes, hatte ich aber mittags schon und war auch nicht wirklich überzeugend. Die kühle Abendluft lädt zum Verweilen ein, dennoch geht es früh ins Bett, morgen geht wieder um fünf der Wecker.

Inle, Beinruderer Am nächsten Tag steht komplett Inle-See auf dem Programm. Früh morgens geht es per Motorboot zu dritt los. An den 3$ Eintritt für den See kommen wir leider nicht vorbei. Sobald das Boot Fahrt aufnimmt, erweist sich der Tipp, einen Pulli mitzunehmen, als sehr vernünftig. Schnell geht es über die Kanäle auf den See. Der ist abgesehen von unserem Motor sehr ruhig, ein paar der berühmten Einbeinruderer paddeln herum und fischen und im Hintergrund verschwinden die Berge im Morgennebel – eine etwas unwirkliche und traumhafte Szenerie.
Ab und zu drosselt der Fahrer das Tempo zum Fotografieren, sonst geht es recht zügig vorbei an schwimmenden Gärten, Pfahldörfern und zig Fischern quer über den See. Der wird immer schmaler und schließlich fahren wir durch enge Wege im Schilf. Bis zu einem Marktflecken am Südende des Sees, überragt natürlich von einer ziemlich großen Pagode, dauert es rund eineinhalb Stunden.

Als ersten Stopp legen wir dort zum Markt an. Nachdem unterwegs kaum anderen Boote mit Reisenden zu sichten waren, herrscht hier dann doch ziemlicher Trubel. Der Markt mit Obst, Gemüse, Holz und Alltagswaren ist eher klein, es dominieren duzende von Souvenirständen, die alle mehr oder weniger dasselbe anbieten. So richtig überzeugen können weder das angebotene Kunsthandwerk noch die Preise, also fällt ein Einkauf aus. Interessanter ist der eigentliche Markt, zahlreiche Boote und Ochsenkarren sind unterwegs und verladen Waren aller Art. Die vielen Pa-O mit ihren orangen Kopftüchern bilden einen schönen farblichen Kontrast zur Umgebung und liefern einige gute Fotomotive.
Komischerweise gibt es auf dem ganzen Markt keine Teestube und es ist auch unmöglich, Wasser oder andere Getränke zu kaufen. Vielleicht entdeckt ja einer der vielen Souvenirhändler mal diese Marktlücke, er könnte wahrscheinlich schlagartig reich werden.

Inle, Markt Dann geht es wieder zurück auf den See. Unser Fahrer spricht leider sehr wenig englisch und kann uns daher wenig erzählen. Das grobe Programm für den Tag war vorher abgestimmt, ansonsten werden wir mehr oder weniger zu den üblichen Anlaufstellen gefahren und treffen da auch immer wieder dieselben Leute.
Die etlichen Handwerksbetriebe, die besucht werden, sind teils wirklich interessant. In einer Weberei werden neben Seide auch Fasern aus der Lotosblume versponnen und verwebt. Wie diese Webstühle funktionieren und aufwendige Muster erzeugen, habe ich aber leider immer noch nicht verstanden.
In einer Schmiede, die Messer und Scheren produziert, wird noch gearbeitet wie vor hunderten von Jahren.

Was natürlich nicht fehlen darf ist dann der Besuch einer Cheroot-Manufaktur. In rasender Geschwindigkeit werden die typischen burmesischen Zigarren gedreht, das grüne Deckblatt beinhaltet neben Tabak auch Gewürze und einen Maisfilter. Das ganze kann man durchaus rauchen, schmeckt aromatisch und mild. Günstiger als bei den Herstellern sind Cheroots auf den Märkten zu erstehen, ein 50er-Bündel kostet gerade mal 20 Cent.
Nachdem wir noch eine Silberschmiede inspiziert haben, sind wir der Handwerksbetriebe etwas überdrüssig. Also folgt erstmal ein Mittagessen, wobei wir nicht gerade das beste, aber auch nicht unbedingt das schlechteste Lokal auf dem See erwischen.

Dann brechen wir auf nach Indein, etwas abseits von See gelegen und nur per Bot erreichbar. Erst streikt aber mal unser Boot und wir verbringen einige Zeit im Schilf, während unser Fahrer den Motor auseinanderbaut. Zum Glück liegen Regenschirme bereit, denn mittlerweile knallt die Sonne ganz ordentlich. Wie die meisten Menschen, die hier regelmäßig mit irgendwelchen Fahrzeugen unterwegs sind, ist auch unser Bootsfahrer mechanisch begabt und baut den Motor wieder so zusammen, dass er funktioniert.
Die Fahrt durch den Fluss nach Indein bietet eine Menge schöne Landschaft. Wir passieren diverse „Waschanlagen“ für Wasserbüffel und es ist sehr angenehm ruhig.

Indein ist ein kleines und verschlafenes Dorf, heute ist kein Markttag und das einzige Ereignis ist der Unterrichtsschluss in der Schule. Die meisten Kinder werden von ihren Familien abgeholt und auf einmal ist so richtig Betrieb. Der Weg zur berühmten Pagode oberhalb von Indein führt quer durch das Dorf und ist gesäumt von Souvenirständen. Die ziehen sich Seite an Seite den ganzen Aufgang zur Pagode längs, eine größere Ansammlung von Souvenirs gab es nirgendwo in Myanmar. Nur Kundschaft ist außer uns Dreien nicht vorhanden, wir treffen hier keinen einzigen anderen Touristen. Die meisten Händler machen daher wohl Siesta und die meisten Stände sind verlassen. Wir beschränken uns auf den Kauf von frischen, aber leider warmen, Kokosnüssen.
Das zerfallene Pagodenfeld ist ein toller Anblick, 1054 überwucherte und windschiefe Stupas, umgeben von Stille.

Inle, Abendstimmung Es geht wieder zurück auf den See, wo wir noch die üblichen Tempel und Klöster besuchen. Die alten Holzbauten sind schön, ansonsten gibt es nicht so viel spektakuläres zu sehen.
Als letztes landen wir auch noch im Kloster der springenden Katzen, wo sich aber allgemeine Feierabendstimung breit macht und Mönche wie eher gelangweilt herumliegen. Ohnehin ist diese Veranstaltung eher zweifelhaft.

Der Rückweg nach Nyaungshwe führt wieder durch endlose schwimmende Gärten und es gibt noch den Sonnenuntergang auf dem See zu bewundern. Mit Einbruch der Dunkelheit legen wir wieder in Nyaungshwe an und freuen uns über den lohnenden Tag. Hier am See könnte man gut und gerne noch ein paar Tage verbringen.

IEm Aroma-Restaurant gibt’s ein gutes indisches Abendessen, auch wenn es in dem kleinen Familienbetrieb etwas chaotisch zugeht und nicht unbedingt das, was wir bestellt haben auf unserem Tisch landet. Aber alles schmeckt und satt werden wir auch, also kein Problem.

Trenner, Globus und Linie horizontal

Den letzten Vormittag in Nyaungshwe verbringe ich im gemütlichen Städtchen. Ich schlendere über den Markt, wo ich einen Longyi und ein paar Bündel Cheroots erstehe.
Hier im Ort gibt es auch einige der überall anzutreffenden Propaganda- und Hinweisschilder der Regierung mit englischer Übersetzung. Neben der Warnung Todesstrafe für Drogenhandel wird auch dafür geworben, ausländischen Reisenden die notwendige Unterstützung angedeihen zu lassen. Das es daran mangeln könnte, wäre bei den netten Menschen hier aber eigentlich meine letzte Sorge.
Nach einer Stärkung in einer Garküche und der obligatorischen Teestube nehme ich ein Taxi nach Heho. Unterwegs legen wir einen kurzen Stopp am Shwe Yaunghwe Kloster ein. Die ovalen Fenster dieses alten Teakbaus sind ein beliebtes Fotomotiv und mit den zahlreichen jungen Mönchen ein netter Anblick.

Shwenyaung-Kloster Das Taxi, mit dem ich unterwegs bin, ist ein illegales Fahrzeug. Hier in der Gegend gibt es viele Wagen, die aus China oder Thailand über die Grenze gebracht werden und nicht registriert sind, womit die sehr hohen Steuern umgangen werden. Nach einer neuen Bestimmung müssen jetzt allerdings alle nicht offiziell zugelassenen Autos bis Ende April bei der Polizei abgeliefert werden, sonst drohen erhebliche Strafen, bekomme ich erzählt. Für viele Fahrer ist das eine wirtschaftliche Katastrophe, da sie sich einen offiziellen Wagen nicht leisten können.

Etwas zu früh komme ich am Flughafen in Heho an. Leider hat der Flug erhebliche Verspätung und dieser kleine Flughafen bietet für die nächsten Stunden extrem wenig Unterhaltungswert. Jetzt wäre mal Zeit, etwas zu lesen. Aber dummerweise habe ich mein Buch im Rucksack, der schon irgendwohin verladen wurde.
Draußen geht irgendwann die Sonne unter und  langsam werden alle doch ein wenig nervös, da dieser Flughafen nachts nicht angeflogen werden kann. Quasi im letzten Moment kommt unsere Maschine und startet mit dem letzten Tageslicht zum kurzen Flug nach Mandalay.  

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