[2006]
Für drei Tage haben wir ein Auto mit Fahrer gemietet, um die weitere Umgebung des
Inle Sees und die Shan-Berge zu besuchen, mit Ziel Mandalay. Die telefonische Verabredung
klappt gut und wir treffen uns morgens am Guesthouse mit dem Fahrer und einem Begleiter,
der als Guide und Dolmetscher fungiert. Das Auto ist zwar etwa 10 Jahre alt, aber erstaunlich gut
gepflegt und so ziemlich das beste, mit dem ich im Myanmar bisher gefahren bin.
Unsere erste Tour führt uns zunächst in die Berge zur Provinzhauptstadt Taunggyi. Die
hat im Grunde nicht viel zu bieten, sehenswert ist aber der große Markt auf dem wir dann
doch einige Zeit verbringen.
Dann müssen wir noch zum Hauptquartier der PaO-Organisation, eine der ethnischen Gruppen
im Shan-Staat. Wir wollen weiter zum Pagodenfeld von Kakku, welches erst seit einigen Jahren
zugänglich ist und im PaO-Territorium liegt. Die vorherige Anmeldung und Mitnahme eines Guides
der PaO ist obligatorisch. Unsere Begleitung für die Tour ist eine nette PaO, die viel wissenswertes
zu erzählen hat.
Die Fahrt nach Kakku führt durch eine schöne Berglandschaft, die verschiedenen Felder bilden
einen bunten Flickenteppich über den H¨geln. Die wenigen Dörfer wirken sehr gepflegt, die
Häuser mit Gärten und Blumen geschmückt. In einen Dorf wird ein neues Haus gebaut, dabei
helfen alle Nachbarn mit. Der zweigeschossige Holzbau ist so an einem Tag fertig, was sich auf unserem
Rückweg bestätigt.
Kakku selbst, ein altes Pagodenfeld mit hunderten von Stupas auf engstem Raum, begeistert vor allem in der
Gesamtansicht. Es wird sehr viel restauriert, die gepflegte Anlage hat dadurch allerdings einigen Charme verloren,
etwa verglichen mit dem ursprünglicheren Indein. Ein großes Restaurant mit Aussichtsterasse zeugt
von der Hoffnung auf Touristenmengen, wir sind allerdings die einzigen Besucher. Nach einiger Überredungskunst
machen wir uns mit unserer Führerin auf, über Pfade den nahe gelegenen Hügel zu besteigen, alleine
wollte sie uns nicht gehen lassen. Vom Hügel bietet sich ein toller Blick auf die gesamte Anlage und
die umliegende Landschaft.
Nach dem Abstieg geht es zurück nach Nyaungshwe, wo wir noch eine Nachtverbringen. Fazit des Ausflugs:
die Fahrt durch die Berglandschaft war sehr lohnend, Kakku fand ich nicht so wahnsinnig interessant. Indein
bietet meiner Meinung nach mehr und ist einfacher erreichbar.
Am nächsten Tag brechen wir die Zelte in Nyaungshwe ab. Wir stehen extra früh auf, um gegen sieben Uhr noch die Mönche auf ihrem Bettelgang durch den Ort zu beobachten, im Dunst und der Stille des Morgens ein beeindruckendes Motiv. Nach dem letzten leckeren Frühstück folgt eine herzliche Verabschiedung und wir bekommen noch geflochtene Korbköcher als Andenken von unseren Gastgebern geschenkt.
Mit dem Auto geht es weiter nach Pindaya. Der Ort liegt hübsch um einen See herum und ist bekannt wegen der
großen Höhlentempel in der Nähe. Hier pfuschen wir ein wenig, wir fahren mit dem Auto bis auf den
Berg und das letzte Stück mit dem Aufzug. Die steilen Treppenaufgänge nehmen wir aber wenigstens für
den Rückweg.
Die Höhlen übertreffen unsere eher geringen Erwartungen deutlich. Tausende vergoldeter Buddhastatuen, teils
meterhoch, teils im Überraschungsei-Format, drängen sich in den weitläufigen Tropfsteinhöhlen.
Das ganze ist angenehm beleuchtet und strahlt eine einzigartige Atmosphäre aus. Wir sind froh, diesen
Abstecher gemacht zu haben.
Die Fahrt geht weiter durch die Berge bis nach Kalaw, einer alten britischen Hill-Station in knapp 1400 Metern Höhe.
Dort übernachten wir in einem netten Guesthouse und sehen uns noch etwas den Ort an. Der ist nicht
spektakulär, gleicht anderen britischen Bergorten in der Region. Bekannt ist Kalaw vor allem
als Ausgangspunkt für Trekkingtouren in die Berge und bis zum Inle-See. Entsprechend möchte hier
vom Barbier über Restaurants und Guesthouse jeder mit dem man spricht eine Wanderung verkaufen. Wir sind
wahrscheinlich die einzigen, die sich diesem Angebot verschließen, im Städtchen wimmelt es von
abenteuerlustigen Rucksacktouris.
In einem nepalesischen Restaurant gibt es ein sehr gutes Abendessen m Kerzenschein, nachdem der Strom mal wieder
ausgefallen ist. Der Tag endet hier früh, um neun wird hinter uns der Laden abgeschlossen. Mittlerweile
ist es richtig kalt geworden und wir sind froh, dass unsere Betten mit zwei Wolldecken ausgestattet sind.
Im Morgengrauen liegt das Tal im Nebel, Pagoden steigen aus dem Dunst und im Ort sind lange Reihen von Mönchen
zur täglichen Lebensmittelsammlung auf dem Weg. Diese Tageszeit ist auch in Kalaw die schönste und ich
bin doch froh, hier wenigstens eine Nacht verbracht zu haben.
Vor unserer Abfahrt verbringen wir noch einige Zeit auf dem 5-Tage-Markt. Märkte sind sich zwar ähnlich,
üben aber immer wieder einen großen Reiz aus und bieten eine Fülle an Fotomotiven.
Unsere letzte Etappe mit dem Auto geht nach Mandalay. Wir fahren über Pindaya die schmale Straße durch die
Berge, die zuvor in der Regenzeit noch unpassierbar war. Auch jetzt ist sie nicht von bester Qualität, aber
durchaus ok. Die Strecke hatte auch unser Fahrer empfohlen, landschaftlich hat sie viel zu bieten. So genießen
wir den Ausblick und legen noch ein paar kurze Stopps ein. Über endlose Serpentinen bewegen wir uns
schließlich vom Shan-Plateau hinab in die heiße und trockene Zentralebene.
Über die gut ausgebaute Hauptstraße ist es dann nur noch eine gute Stunde Fahrt bis Mandalay,
wo wir am späten Nachmittag eintreffen.
Unser Fahrer beweist nochmals großes Geschick auf der Suche nach unserem Wunschhotel. Dieses liegt mitten in einem Marktviertel und wir steuern quer durch den Straßenmarkt. An einigen Stellen hätten wir jederzeit gewettet, das da nie der Wagen durchpasst, aber alles ging glatt. Die drei Tage mit Auto waren eine runde Sache, wir bedanken uns natürlich entsprechend mit einem Trinkgeld.