Gabès
Hassouna, den ich in Tozeur kennengelernt habe, empfiehlt einen Abstecher zu seinem Heimatort, die Stadt zwischen Bergen, Oase und Meer sei ein echtes Paradies. Da er am Wochenende eh nichts zu tun hat, möchte er gemeinsam fahren, er läd mich zu seiner Familie ein. Per Louage fahren wir noch mal über den Salzsee und Kebili, weiter durch eintönige Halbwüste bis zur Küste.
Das
bescheidene Haus von Hassouna steht in einem kleinen Ort vor Gabès.
Vieles ist noch im Bau, weitergemacht wird je nach finanzieller Lage.
Die Gastfreundschaft ist überwältigend, es wird
aufgetragen, das sich der Tisch biegt. Ich sitze mit Hassouna auf
Kissen in der guten Stube, die offenbar nur für besondere
Anlässe genutzt wird, beim Essen.
Der Rest der Familie nimmt
daran nicht teil. Die Frau ist in der Küche, die Kinder werden
laufend losgeschickt, irgendwas für den Gast zu besorgen (es ist
keine fiese supersüsse Limonade im Haus, wird gleich
eingekauft). Das die ganze Familie zusammensitzt, scheint hier
unüblich zu sein. Der Wille zur Perfektion für den Gast ist
unübersehbar, mir schon peinlich.
Nach
dem Essen sitzen wir den ganzen Nachmittag zusammen, erzählen
etwas und trinken Tee, selbstverständlich läuft der
Fernseher und regelmäßig wird zwischen den unzähligen
Sattelitenprogrammen hin und her gezappt. Das Programm ist hier
scheinbar auch nicht besser als zu Hause. Schließlich wird
zufällig eine Reportage über Deutschland gefunden,
freudestrahlend müssen wir uns die ansehen.
Das
Programm des nächsten Tages sieht dann ähnlich aus.
Zwischendurch besuche ich noch kurz die Oase in Chenini, die schön
in einem Felskessel liegt.
Ich
wohne in Gabès, einer größeren Stadt ohne besondere
Sehenswürdigkeiten. Die Atmosphäre ist aber gerade deshalb
nett, Tourismus spielt hier eine untergeordnete Rolle. Die Leute sind
sehr freundlich, es ergeben sich ein paar gute Unterhaltungen.
Ansonsten ist es in der Stadt für mich ruhiger als in den
anderen Orten, Spaziergänge verlaufen ungestört.
Gemeinsam
mit Hassouna besuche ich den Sonntagsmarkt und nutze die Gelegenheit
zum Kauf einer Chicha (Wasserpfeife). Der Markt ist groß und
auf die Bedürfnisse der Einheimischen abgestimmt. Ich schätze,
es ist der einzige in Tunesien, wo ich keine anderen Touristen sehe.
Vor der Weiterfahrt sitze ich noch in einem Café am Busbahnhof. Hier komme ich mit einem freundlichen alten Mann ins Gespräch. Was mit wieder schockt, wie schon einige Male im Laufe der Reise, ist seine Sympathie für die Rolle Deutschlands im 2. Weltkrieg. Mehrfach hörte ich Lob für Nazi-Deutschland, vor allem von älteren Menschen.