Tunis
Diesmal
habe ich nur den Flug nach Tunis-Chartage gebucht. In nur zweieinhalb
Stunden ist das Ziel erreicht. Am Airport lernt man dann binnen
kürzester Zeit Unmengen von Taxifahrern und Geldwechslern
kennen.
Ich
fahre per Bus in die Stadt, schnell dank eigener Busspur am Stau
vorbei. Die Innenstadt ist verkehrsmäßig dicht wie immer
nachmittags, das letzte Stück lässt sich aber gut zu Fuß
erledigen. Ein Hotelzimmer ist schnell gefunden, das Angebot ist vor
allem im alten französischen Viertel zwischen Bahnhof und Markt
groß. Die Straßen aus der Kolonialzeit mit vielen
Geschäften, kleiner Fussgängerzone, Restaurants könnten
auch in einer größeren französischen Stadt liegen.
Die Neustadt von Tunis ist stark westlich geprägt. Tunis ist
zudem eine übersichtliche Stadt, wirkt im vergleich zu manchen
Metropolen eher beschaulich provinziell mit seinen 500.000
Einwohnern.
Den
ersten Abend verbringe ich in der Neustadt, unter anderem in „dem“
Treffpunkt, dem Café de Paris. Wer hier seinen Kaffe bestellt,
kann das Treiben auf der Hauptstraße betrachten und bekommt
auch garantiert keine Langeweile. Es dauert meist nicht lange, bis
irgendwer ein Gespräch anfängt. Damit beginnt auch gleich
die schwierigste Aufgabe, festzustellen, wer einen anspricht. Neben
Schleppern, Verkäufern, Abzockern gibt es auch haufenweise nette
Leute, die sich einfach nur unterhalten wollen. Es war immer wieder
nicht einfach, einen gesunden Weg zwischen Misstrauen und
Gutgläubigkeit zu finden, man sollte sich aber auch nach
schlechten Erfahrungen nicht davon abhalten lassen, Einheimische
kennenzulernen. Ich habe auf die Art viel über das Land und das
Leben dort erfahren.
Ein
kleiner Tipp: das eigene Hotel sollte man in der Regel nicht
unbedingt nennen, sonst kann es vorkommen, das auch nette
Gesprächspartner etwas penetrant werden und täglich auf der
Matte stehen...
Am
nächsten Tag ging es dann hinein in’s afrikanische Tunis,
die Medina. Die relativ große Altstadt besteht zu einem
Großteil aus einem Gewirr von überdachten Souks, den
Marktgassen.
Die Hauptgassen zur großen Moschee hin bestehen
dabei im wesentlichen aus Souvenirshops, hier wird das gleiche an den
Touri gebracht wie überall im Land. Hat man den Spießrutenlauf
durch die Andenkenverkäufer gemeistert, finden sich aber noch
viele traditionelle Souks, in denen nach Waren getrennt produziert
und verkauft wird. Besonders schön fand ich den Souk des
Chechias, hier werden die typischen roten Filzmützen noch in
Handarbeit hergestellt.
In anderen Gassen gibt es Färber,
Schuster, Schiede... nahezu alle Kleingewerbe sind vertreten. Dabei
gibt es auch einige Kuriositäten, etwa zahlreiche kleine
Werkstätten, die ausschließlich Regenschirme reparieren.
Zum Rand der Medina hin dominieren dann die Lebensmittelmärkte
und Krimskrams für den Alltag, nur wenige Touristen treiben sich
hier noch rum. Es ist problemlos, sich den ganzen Tag treiben zu
lassen, natürlich immer mal wieder mit Teepausen und vielleicht
einer Wasserpfeife, die in den meisten Cafés bestellt werden
kann.
Schöne
Ausblicke über die Medina und die große Ölbaummoschee
gibt es von den Dachterrassen duzender Geschäfte, die Aussicht
ist auch nicht zwingend an einen Teppichkauf gebunden.
Man
wird häufig angesprochen in der Altstadt, alle haben natürlich
Verwandtschaft in der jeweiligen deutschen Stadt und kennen zufällig
ein einmaliges Geschäft in der Nähe. Das gilt es nur
anzusehen, ohne Kauf, außerdem ist gerade eine staatliche
Rabattaktion und alles gibt es quasi geschenkt... Wer darauf
hereinfällt, ist es selbst schuld.
Zum Einkaufen eignet sich die
Medina ohnehin weniger, die Preise sind hier ähnlich
phantasievoll wie in den großen Urlaubsorten an der Küste.
Weit
ruhiger geht es in den Randgebieten der Medina zu, in den
Wohnvierteln kann man durch ausgestorbene, hübsche Gassen
bummeln und die Ruhe genießen.